Remus' Weg

Ich und die Schwangerschaft

Also kurz zu mir, ich bin 31 und leide selbst seit Jahren an Depressionen. Ich habe im Juni 2017 meinen Vater plötzlich verloren und habe darunter schwer gelitten. Vor dem Tod meines Vaters hatte ich das Gefühl, dass ich mit meinem Ehemann nicht mehr klar komme und war am Überlegen, ob ich es meiner damals 1 jährigen Tochter zumuten kann, mich von meinem Mann zu trennen. Diese Überlegungen legte ich dann auf Eis, da ich mich ganz um meine Mutter, Schwester, Tochter und die Auflösung der Firma meines Vaters kümmern musste. In dieser Zeit habe ich trotz der Belastung relativ gut durchgehalten und habe meinen Job gemacht und das Leben aller wieder in ruhigere Bahnen gelenkt. Ich hatte aber das Gefühl, dass ich meiner Tochter nicht gerecht werde und nicht gut genug für Sie bin, daher wollte ich keine weiteren Kinder mehr.

Anfang September habe ich festgestellt, dass ich schwanger bin und in der gleichen Woche meinen Job (welcher mich sehr unglücklich gemacht hat) verloren. Seit dem bin ich zuhause. Nachdem ich den Schwangerschaftstest gemacht habe, habe ich erstmal hysterisch heulend meine Mutter angerufen. Aber selbstverständlich habe ich mich nach dem ersten Schock auf mein kleines Baby gefreut. Als ich im Oktober erfuhr das es ein Junge wird, bin ich wieder weinend zusammen gebrochen, da ich Angst hatte, das mein Sohn genauso ein Lausbub wird wie mein Vater es war. Diese Angst hat mich ziemlich lange begleitet, auch wenn ich mich auf den kleinen Mann gefreut habe, fiel es mir schwer meine Depressionen in Schach zu halten. Dazu war die Schwangerschaft ziemlich beschwerlich. Im Februar wurde es so schlimm, dass ich mich um einen Platz in der Psychiatrie gekümmert habe. Dort war ich dann 5 Wochen lang… hochschwanger… NIE WIEDER!!!

Trotz meiner mehrfachen Bitten um Essen welches ich mit Schwangerschaftsdiabetes essen darf, haben die es nicht hinbekommen mich vernünftig zu ernähren, so dass ich mir meine Lebensmittel selbst besorgt habe. Therapiegespräche hatte ich in den 5 Wochen ganze 2 mal. Einmal in der 3. Woche ne Stunde und das zweite mal am Tag der Entlassung für 15 Minuten. Außerdem wollten die mich in Sport stecken… Der Sportmensch hat mich angeguckt und weggeschickt, verständlich. Musiktherapie war auch nicht möglich, weil ich durch die starken Schmerzen die ich durch den riesigen und schweren Bauch, die 1,5 km nicht zur Musiktherapie laufen konnte ohne danach für 3 Stunden zu liegen. Blieb also nur noch die Ergotherapie… 2 mal die Woche eine Stunde lang. Versteht mich nicht falsch, ich liebe basteln, aber in diesen 5 Wochen habe ich sonst gar nix anderes von denen geboten bekommen als ungefähr 7 Stunden (die anderen sind ausgefallen) basteln, was ich selbst bezahlen musste, hunger, den zwang jede Woche mein Bett selbst neu zu beziehen und ruhe.

Ruhe. Das war das was mir da am meisten was gebracht hat. Und natürlich die netten Mitpatienten. Vermutlich wären zwei Wochen Urlaub alleine in einem schönen Wellnesshotel besser, kürzer und gesünder gewesen, aber das hätte ich mir nicht leisten können. So musste ich ja „nur“ 180€ für Kost und Logis zahlen und dann noch die Bastelmaterialien. Wenigstens durfte ich am Wochenende immer nach Hause meine Tochter besuchen.

Während all der Zeit habe ich keine Medikamente genommen, da ich meinen ungeborenen Sohn nicht schädigen wollte.

Am 07.Mai 2018 (drei Tage nach dem 2. Geburtstag meiner Tochter Lila) wurde dann in einer kurzen und unkomplizierten Spontangeburt mein kleiner Prinz geboren. Mein kleiner Remus. Kern gesund und voller Charm.

Seither hat Remus jedes Herz gebrochen und auch die mürrischsten U-Bahn-Gäste zum Lächeln gebracht.