Remus' Weg

13. Januar

Hallo zusammen,

ich hoffe ihr hattet frohe Weihnachten und seid gut ins neue Jahr gekommen. Wir haben versucht ruhig zu feiern, haben aber doch immer wieder Stress gehabt, so das ich leider nicht dazu gekommen bin euch zu updaten, ich hoffe, dass es mir ab nächste Woche wieder leichter fallen wird.

Remus geht es soweit ganz gut, Weihnachten hat er gut verbracht und viele schöne Geschenke bekommen. Er hat vor allem Tonies bekommen und diese auch schon alle gehört.

An Silvester wollten wir mit ihm am Tisch essen, aber leider fand er es ziemlich blöd, denn wir hatten Raclette und er Tee. Also hat er so lange gemotzt bis er aus dem doofen Stuhl wieder zurück auf die Couch konnte. Lila hatte mächtig Spaß am Feuerwerk, welches bei uns aus selbstgebastelten Konfettikanonen (Klopapierrolle mit Luftballon) bestanden hat.

Nach Silvester gingen dann schon die Vorbereitungen für unseren Hospizaufenthalt los.

Am 04.01.2021 um 7:00 Uhr waren Remy und ich abfahrtbereit und haben nur noch auf unser KTW Taxi gewartet. Als die Mädels dann da waren ging die Reise los. Remus war recht aufgeregt und hat während der Fahrt so gut wie nicht geschlafen.

Als wir dann gegen halb eins im Kinder und Jugendhospiz Joshuas Engelreich in Wilhelmshaven angekommen sind waren wir natürlich zu früh dran. Denn wir waren eigentlich erst für um drei geplant, da ich aber vorher angerufen hatte und man mir gesagt hat, das die Zimmer schon fertig sind und ich nur bis um drei auf Remy aufpassen muss haben wir uns nicht viel dabei gedacht. Allerdings war wohl Remy’s Zimmer noch nicht fertig und es hat noch einiges an Stress unter den Schwestern gebraucht, bis wir dann 20 Minuten später in Remus‘ Zimmer saßen und uns von der Fahrt ausruhen konnten. Ich wäre mit Remy auch in unser Familienzimmer gegangen, aber eine der Schwestern war da wohl sehr dagegen. Diese energische Schwester hatte aber an dem Tag auch erstmal den letzten und ist seit dem im Urlaub. Alle anderen Schwestern die ich bisher kennengelernt habe und die sich um unseren Schatz kümmern sind liebe, ruhige und ausgeglichene Personen, bei denen sich Remus wohlfühlt.

Allerdings scheint sich Remus auch zu langweilen, denn wenn er nicht bei jemanden auf dem Arm ist, ist er grantig und hat sogar schon bis zum Farbwechsel gemotzt. Gestern waren wir mit ihm am und im Meer (keine Angst nur der Buggy hat im Wasser gestanden Remy ist trocken geblieben) das fand er ganz schön, war aber auch sichtlich traurig, als wir ihn dann wieder den Schwestern überlassen haben. Allerdings war er dann später noch mit Lila zusammen baden und hatte noch Klangtherapie. Leider war das aber wohl alles zu viel für ihn. Gestern Abend hat er dann wieder extrem viel Sekret ausgespuckt und es war wohl auch wieder etwas Blut dabei. Heute hat die Ärztin ihm dann wieder ein Antibiotika verschrieben.

Lila ist hier in der Geschwisterbetreuung gut versorgt, diese findet Montag- Freitag von 9:30-12:00 Uhr statt und Di – Do auch nachmittags und freitags ist nachmittags dann auch noch Märchenzeit, dort erzählt Kerstin dann Märchen und die Kinder dürfen dazu Musik machen.

Wir sind hier ganz gut versorgt und fühlen uns auch wohl, allerdings fühlt sich das Bärenherz wärmer an. Dass kann aber auch daran liegen, dass wir aktuell im Coronazeitraum sind. Das größte Plus in Wiesbaden, ist aber auf jeden Fall, dass die Elternappartments mindestens zwei Zimmer haben. Also selbst wenn Lila mit uns in einem Zimmer schläft gibt es dazu eine Tür die man zumachen und im Wohnzimmer dann noch ohne sie reden und entspannen kann. Das fällt hier komplett weg. Hier haben wir einen Schlaf/Wohnraum und ein Badezimmer. Wenn wir abends noch irgendwie ohne Lila was machen möchten (Sebastian braucht abends ganz dringend eine Zeit für sich und auch ich möchte abends gerne nochmal durchatmen) dann müssen wir die Wohnung verlassen. Da Lila aber so aufgedreht ist, kommt es nicht in Frage, also geh ich nach dem Abendessen schnell Remus gute Nacht sagen, dann direkt mit Lila ins Bett. Sebastian geht dann meist in den Ruheraum um noch etwas runterfahren zu können und kommt dann zwischen zehn und elf auch ins Bett. Allerdings ist eine neue Familie eingezogen am Sonntag, deren Nächte wohl erst in den Morgenstunden begonnen hat, daher hat er in der Nacht auch im Ruheraum keine Ruhe gefunden. Aber seit dem geht es wieder.

Ich habe diese Woche ein Angebot war genommen und habe mit Magdalene angefangen einen Pulli für Remy zu nähen, der wird morgen fertig. Außerdem werden die Eltern darum gebeten für ihre kranken Kinder einen Bilderrahmen zu gestalten in denen dann ein Abdruck geklebt wird. Dieser Rahmen hängt dann unten in der Pflege an den Wänden bis das Kind verstirbt. Dann wird der Rahmen den Eltern gegeben und an die Wand kommt eine Feder mit dem Namen des Kindes.

Heute haben Sebastian und ich den Hintergrund gestaltet. Sebastian hat außerdem aus Spanplatte schon ein paar Sachen ausgeschnitten die wir mit da rein kleben. Ich zeige euch ein Foto wenn wir fertig sind.

So bald gibt es essen, daher verabschiede ich mich und setz noch einige Bilder ans Ende. Bis bald und bleibt oder werdet gesund.

2020