Remus' Weg

29. März

Von wegen besser…

Ich bin ganz allein zuhause, dieses Mal sind aber Waschmaschine, Trockner, Spülmaschine an und daher ist es nicht so still.

Aber auch mein Telefon hält keine ruhe. Eigentlich wollte ich heute an einer Liste für die Steuererklärung arbeiten, aber dazu kam ich gar nicht.

Nachdem ich mehrfach versucht habe Frau Dr. Lipowski anzurufen wegen dem Widerspruch zur Ablehnung des Gravitychairs für Remy. Rief mich das Bärenherz an.

Die Schwester die für Remus zuständig ist heute vormittag ist sehr besorgt, da Remus Blut im Magen hat, er bekommt grade nur Tee und sie möchte uns anbieten, das wir einige Tage mit Remus im Hospiz verbringen dürfen…

Das hat gereicht, dass ich Rotz und Wasser geheult habe, denn wenn die die Corona-Regeln für uns aussetzen muss es wohl zu Ende gehen.

Also habe ich erstmal tief Luft geholt, versucht meine Stimme zu festigen und das Palli-Team angerufen. Dort habe ich dann alles erzählt und wieder geheult. Die waren so lieb und haben mich beruhigt und gesagt, dass sie mal im Bärenherz anrufen und nachfragen was genau los ist. Immerhin haben die den Remy ja am Donnerstag gesehen und da sah er nicht aus als wolle er sterben.

Während dem Gespräch hat mich Mama angerufen gehabt, denn sie hatte von mir einen Anruf auf dem Handy…. Ich hab nachgeschaut ich hab nicht angerufen. Die Frau hat übersinnliche Kräfte ich sag es euch. Das Gespräch war kurz, und sie hat gesagt, dass sie uns Hilft wenn sie kann.

Danach rief dann das Palli-Team zurück. Remus hat einen Infekt, daher die Atemprobleme und das vermehrte Schleimen. Außerdem hat er vermutlich eine Magenschleimhautentzündung. Remus ist nicht in Lebensgefahr, das hat sich die Ärztin mehrfach bestätigen lassen. Die Kinderärztin des Hospiz bietet uns an bei ihm zu sein, da es ihm schlecht geht und er durch unsere Anwesenheit sich wohler fühlt und auch besser gesund werden kann.

Danach habe ich dann mit Sebastian telefoniert, er weiß nicht ob er mit nach Wiesbaden kann, da er ja keinen Urlaub hat. Im Hospiz ist das Internet allerdings auch nicht ausreichend um von dort aus zu arbeiten und er müsste dann täglich nach Heidenheim fahren zum arbeiten. Alternativ bleibt er daheim und Lila fährt mit mir ins Hospiz.

Das wiederum wäre für mich sehr anstrengend, da Lila halt gar keine Beschäftigung hat. Sie wäre dann 24 Stunden mit mir alleine und ob sie zum Remus darf wusste ich zu dem Moment auch noch nicht. Außerdem müsste ich dann drei Mahlzeiten am Tag für sie bereitmachen, und dass schaffe ich meistens nichtmal für mich. Und da wir momentan absolut gar kein Geld haben, fällt halt auch das Bestellen raus. Sonst hätte ich ja wenigstens nur Brote machen müssen.

Sebastian soll also mal überlegen wie er es machen möchte. Am liebsten wäre mir er würde Notfallurlaub oder einen Krankenschein machen, aber da wir den Urlaub noch brauchen und er ja auch noch in Reha soll, wäre das sehr unfair dem Betrieb und der Kollegen gegenüber (Remus ist immerhin nicht lebensbedroht), daher haben wir es nichtmal angesprochen.

Lila mit Sebastian allein zu lassen gefällt mir auch nicht, da beide nicht an einem Platz sind wo sie das gut vertragen. Beide sind zu gestresst und sensibel um das ganze unbeschadet zu überstehen.

Danach hat das Bärenherz angerufen und mitgeteilt, dass Lila Remy auch im Zimmer besuchen darf, dafür aber alle zwei Tage Corona-Abstriche machen lassen muss. Ich habe dann schonmal mitgeteilt, dass ich auf jeden Fall kommen werde, ich aber noch nicht weiß ob Sebo und Lila mitkommen können.

Mama hat danach angerufen und angeboten sich um Lila zu kümmern, da sie selbst ja grade krankgeschrieben ist. Aber auch dass ist für mich keine optimale Lösung, da Lila dann ja schon wieder außen vor gelassen wird. Und das ist aktuell eines unserer großen Probleme. Lila ist vernachlässigt.

Ich werde sie heute einfach mal früher von der Kita holen (nach dem Mittagessen) und mit ihr reden was sie am liebsten machen möchte. Sie darf dann wählen zwischen:

  • Kita und bei Papa zuhause bleiben
  • Hospiz mit Mama und Remus
  • Urlaub bei Oma ab Mittwoch, vorher Kita und Papa

Mich nervt, dass Sebastian dann wieder für sich kämpfen muss und wieder allein gelassen wird. Auch er braucht Unterstützung und die Nähe der Familie und besonders die von mir. Mir ist bewusst, dass ich keine gute Ehefrau bin, weil ich zu sehr Pflegekraft bin. Und ich hatte gehofft, dass wir diese Woche wenigstens etwas mehr Zeit füreinander haben, aber irgendwie stehe ich schon wieder zwischen drei Stühlen und ich weiß nicht wie ich allen drei Familienmitgliedern gerecht werden soll.

Ich denke ich werde jetzt erst mal was essen und dann seh ich weiter. Ich kann ja für Sebastian immerhin schonmal was im Kühlschrank liegt vorkochen. Einkaufen kann ich nicht, denn das Auto ist in der Werkstatt und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht ob ich mich alleine getraut hätte…

Vielleicht kann ja meine Schwiegerfamilie für Sebastian kochen, damit er sich darum nicht auch noch kümmern muss. Er würde dann nämlich nichts essen, weil er genau wie ich nicht für sich selbst kocht …

Oh man, so ein Chaos. Ich versuche euch auf dem laufenden zu halten.

Alles Liebe

Sarah