Remus' Weg

26. März

Heute ging es also ins Hospiz…

Remus war schon um halb sechs wach und aufgeregt am lautieren. Er hatte super Laune und hat auch kaum gemotzt beim Anziehen und waschen.

Allerdings war der KTW dann doch früher da als erwartet. Die Zentrale hatte gesagt, dass die gegen 7:30 Uhr bei uns sein werden. Nun waren die aber schon um 7:00 Uhr da. Remus war zu dem Zeitpunkt aber noch nackig, weil ich erst um 6:30 Uhr angefangen habe uns fertig zu machen. Aber die beiden Männer waren sehr nett und verständnisvoll.

Um viertel vor sieben ging es dann los. Remus und ich im KTW, Sebastian dahinter im Auto und Oma Gabi hat mit Lila darauf gewartet das es zum Kindergarten gehen kann.

Auf der Fahrt ging alles glatt, Sebastian hat uns sogar endlich einmal auf der Autobahn überholt, was er jedesmal versucht. Remus war aufgeregt und gut gelaunt. Und meine Übelkeit hat sich in Grenzen gehalten.

Wir waren fast eine Stunde zu früh da, aber man hat uns mit offenen Armen und herzlich begrüßt. Wir haben uns sofort wieder wohl gefühlt. Sebastian durfte an der hauseigenen Ladestation sein Auto laden und Remy, die Sanitäter und ich wurden direkt in Remus‘ Zimmer gebracht. Remus wurde dann direkt umgelagert, so das er auf dem bequemen Bett statt der Liege liegen konnte und die beiden Herren sind wieder weiter gezogen.

Die Schwester hat dann bei Remy, Sebo und mir einen Corona-Schnelltest gemacht und nach dem Negativ-Ergebnis konnte es dann los gehen, die drei A’s: Aufnahmegespräch, Ausladen und Auspacken.

Remy war inzwischen etwas übel und er hat mit dem Schleim auch etwas Mageninhalt hochgebracht. Natürlich auch auf meine Brust, denn man kann Mama ja nicht unmarkiert lassen.

Mittlerweile war Remus wohl doch nervös und ängstlich, denn er hat vermehrt gehustet und geweint. Solange er bei mir war, war alles gut, aber alleine im Bett wurde er unruhig.

Nach den A’s haben wir uns dann schnell von dannen gemacht, da es mir wieder extrem schwer gefallen ist ihn dazu lassen.

Natürlich bin ich nicht gegangen ohne ihm zu sagen, wie sehr ich ihn liebe und dass ich ihn ganz doll vermisse. Auch, dass ich ihn nach 7 Nächten wieder abhole habe ich ihm mehrfach gesagt. Außerdem soll er Spaß haben und seine Zeit im Hospiz genießen.

Das Pflegeteam weiß auch, dass wenn er Heimweh bekommt wir ihn gerne früher abholen, denn es soll ja eine schöne Zeit für ihn sein und er soll sich nicht quälen.

Die Heimfahrt war für mich super schwer, ich konnte mich gar nicht richtig konzentrieren und war im ganzen sehr unglücklich, was zu Hause angekommen auch nicht besser wurde. Ich wollte gar nicht aus dem Auto aussteigen.

Im Haus war es leer und so ruhig.

Sebastian ist dann auch bald nach Hadamar auf die Arbeit gefahren, so dass er auch sein Auto wieder aufladen konnte und ich war allein daheim. Ganz allein, nach mehreren Jahren… Irgendwann war Lila nochmal für eine Stunde daheim (sie wurde von der Ehrenamtlichen Claudia von der Kita geholt und ist danach mit ihr zum Kinderhospizverein zum basteln gefahren, danach war sie dann wieder zuhause) bevor Nicole sie abgeholt hat um bei der Oma zu schlafen. Und schon wieder war ich ganz allein zu Hause. Nicole war so lieb und hat mir mein Komfort-Essen mitgebracht, denn ich habe mich nicht getraut alleine einkaufen zu gehen, weil ich auch nicht genau wusste wann Lila wieder zuhause ist, außerdem habe ich momentan sowieso große Probleme alleine irgendwo hinzugehen. Ich brauche wirklich die Unterstützung von einer weiteren Person. Es geht halt nicht an einem einfach so vorüber wenn man seit über einem Jahr nirgendwo alleine hingeht, immer jemand dabei ist egal wo man ist. Ich mein, selbst im Bad rennt Lila immer wieder rein und raus.

Nachdem Nicole und Lila weg sind, ist wieder alles so leise und verlassen, dass ich das Blut in meinen Ohren rauschen höre. Ich esse jetzt einfach noch meine Pizza und geh dann schlafen, ich fühl mich wirklich nicht gut, mir fehlt Remus aber ich möchte nicht heute schon mit Anrufen nerven.

Ich hoffe es geht euch gut.

Alles Liebe

Sarah